„Smart School“ gewinnt Lions Nachhaltigkeitspreis 2020
Prämiert wurden Projekte, die zum Ziel haben die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen.
Im Rahmen des Nachhaltigkeitspreises des Lions Club International wurde das Projekt „Smart School“ der HTL Braunau ausgezeichnet. Prämiert wurden Projekte, die zum Ziel haben die UN-Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Siegfried Horvath hat während der letzten 10 Jahre intensiv an „Smart School“ gearbeitet und den Preis in Linz entgegengenommen.
Das Projekt Smart School zielt darauf ab, den Energieverbrauch der Schule spürbar zu vermindern, ohne dabei zu große Umrüstungsaktivitäten an bestehenden Heizanlagen und elektrischen Verbrauchern zu generieren. Durch den Einsatz intelligenter Gebäudetechnik konnte bei überschaubarem Aufwand ein Energiemanagement aufgebaut werden, das den Energieverbrauch insgesamt spürbar optimiert. In der HTL Braunau wird seit 5 Jahren ein entsprechendes Energiemanagement basierend auf dem KNX Bus System schrittweise entwickelt und umgesetzt. So wurde bereits die Beleuchtung in allen Gängen, Stockwerken, Treppenhaus, der Aula und im Außenbereich bedarfsorientiert automatisiert. Die jeweils notwendige Beleuchtungsstärke wird dabei je Ausleuchtungsbereich über Ansteuerung einzelner Beleuchtungsbänder variiert. Smart School stellt sicher, dass keine lehrstehenden Räume beleuchtet werden, es steuert die gesamte Beleuchtung von Fluren, Treppen, am Parkplatz und in der Aula je nach Tageslicht und Nutzung und regelt die Heizleistung je nach Außentemperatur. Ungenutzte Verbraucher werden abgeschaltet. Da man z.B. Beamer nicht einfach so abschalten darf, wurde im letzten Schuljahr von einem Schüler eine spezielle Hard- und Softwarelösung entwickelt, um auch diese Geräte automatisch vom Netz nehmen zu können. Möglich ist außerdem das Stoßlüften bei Überschreitung eines kritischen bzw. gesundheitsbeeinträchtigenden CO2-Levels in stark frequentierten Räumen. Dies wirkt sich positiv auf die Leistungs- und Konzentrationsfähigkeit der Schülerinnen und Schüler aus, und ganz nebenbei wird dabei die Virenlast (Stichwort: Covid 19) im Klassenzimmer deutlich reduziert.
Sehr praktisch für den Schulwart ist die Erfassung der Gebäudesituation mittels einer eigens programmierten Visualisierungssoftware. Auf einem Touch-Screen Monitor wird beispielsweise angezeigt, wo im Gebäude noch Fenster geöffnet sind oder ob und wo noch Leuchten eingeschaltet sind. Diese können dann gleich direkt am Bildschirm geschaltet werden. Zusätzlich kann hier jederzeit der Stromverbrauch der gesamten HTL aufgerufen und dessen Verlauf beobachtet werden. Auch Dach-Kippfenster schließen sich automatisch bei Regen oder großem Windaufkommen. Ein weiteres Anliegen ist das zentrale Aufrufen besonderer Beleuchtungsszenen bei Schulveranstaltungen (z.B. beim HTL Ball) oder die zentrale Abschaltung der Schulglocke auf Knopfdruck durch den Schulwart.
Die Idee zum Projekt „Smart School“ entstand vor rund 10 Jahren. Schon zuvor machten sich Schülerinnen und Schüler im Rahmen des Werkstättenunterrichts immer wieder Gedanken über den teils sehr hohen Energieverbrauch der Schule und drängten mit verschiedenen Ideen auf eine Reduzierung desselben. Die Möglichkeit dazu ergab sich dann auf Anregung des damaligen Werkstättenleiters der HTL Braunau, Alois Hofstätter. Siegfried Horvath wurde damals gebeten, eine Möglichkeit zu finden, die Beleuchtung der Gänge in der Schule automatisch zu steuern. Monatelang wurde dann an der E-Installation geforscht und nach Anknüpfungspunkten für das neue KNX Bussystem gesucht. Nach der Erstellung eines groben Konzeptes und einer Kostenschätzung konnte im Schuljahr 15/16 gemeinsam mit den Kollegen Christian und Norbert Buttinger, Erich Hager und Schülerinnen und Schülern der 4.Klasse der Fachschule für Elektrotechnik der Grundstein für das Projekt „Smart School“ gelegt werden. Es galt insgesamt 1500 Meter Busleitung zu verlegen, Bewegungsmelder, Tastsensoren und Aktoren einzubauen und auch die veraltete bzw. defekte Steuerung der Beleuchtung in der Aula auszutauschen und mit zu integrieren. Die Schülerinnen und Schüler leisteten in diesem Jahr eine hervorragende Arbeit. In den darauffolgenden Jahren wurde das Projekt auch auf die Werkstätte, den Außenbereich und die Energiezähler erweitert.
Bereits drei Mal wurden Schülerinnen und Schüler von der Fa. Copa-Data zu einer Schulung nach Salzburg eingeladen. Dort wurden sie mit der Programmierung der Visualisierungssoftware „zenon“ bekannt gemacht. Diese Schulungstage in Salzburg hinterließen einen nachhaltigen und tiefen Eindruck bei den Studierenden. Schließlich ist so ein Einblick „in die richtige (Arbeits-)Welt da draußen“ während der Schulzeit etwas ganz und gar nicht Alltägliches.
Eine große Hilfe bei der Organisation dieser Schulungen und bei der Programmierung der Software war Werkstättenlehrerin Daniela Nobis die früher bei der Fa. Copa-Data gearbeitet hat.
Im gerade abgelaufenen Schuljahr 19/20 wurden ein Klassenzimmer und zwei Werkstättenräume vollständig mit dem KNX Bussystem ausgestattet und dadurch konnte auch dort der Stromverbrauch deutlich verringert werden. Siegfried Horvath, Anton Herrmann und Daniela Nobis als betreuende Lehrkräfte waren überaus zufrieden mit dem Resultat und vor allem mit der Arbeit der Schülerin und der 2 Schüler.
„Es freut mich sehr, dass durch den Gewinn des Lions Nachhaltigkeitspreises das Projekt „Smart School“ externe Anerkennung bekommt. Wir haben sehr viel Arbeit in dieses Projekt gesteckt und mittlerweile über 3800 Meter Buskabel im Schulgebäude verlegt, 165 KNX Buskomponenten eingebaut, 100 Seiten Schaltpläne gezeichnet und über 250 Seiten Programm-, Adressierungs- und Funktionsverknüpfungen erstellt. Eine Menge Arbeit, für die ich immer gerne meine Freizeit geopfert habe.
Ein besonderer Dank geht an meine Kollegin Daniela Nobis, die Kollegen Alois Hofstätter und Anton Herrmann, die Fa. Copa-Data und meine Kollegen aus der Werkstätte, die mich immer unterstützt haben. Natürlich, und vor allem aber, geht ein ganz großes Dankeschön an die vielen fleißigen, engagierten Schülerinnen und Schüler der letzten Abschlussklassen, die sich genauso in das Projekt gestürzt haben, wie ich“, so Siegfried Horvath, der sichtlich stolz, stellvertretend für sie, den Preis Mitte September in Linz von Umweltlandesrat Stefan Kaineder entgegen nehmen konnte. Mit dem Gewinn des Preises ist das Projekt aber noch lange nicht abgeschlossen, „erst wenn alle Räume der HTL, alle PCs und Monitore, sowie die Installationen im Werkstättenbereich zentral gesteuert werden können, wird das Projekt vielleicht fertig sein“, meint er schmunzelnd.